Kreisgruppe Brandenburg / Havel
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Mitte Dezember ist die Franz-Ziegler-Straße (an der das Saldern-Gymnasium liegt) zu einer Fahrradstraße umgewidmet worden. Es handelt sich um die erste Fahrradstraße im bebauten Bereich - die erste und zuvor einzige Fahrradstraße auf dem Stadtgebiet ist der Fritze-Bollman-Weg am Westufer des Beetzsees nördlich der Massowburg.
Die Umwidmung wurde mit dieser Pressemitteilung angekündigt.
In Fahrradstraßen hat der Radverkehr Priorität, Radfahrer dürfen z.B. grundsätzlich nebeneinander fahren. Sowohl in der Franz-Ziegler-Straße als auch im Fritze-Bollman-Weg sind KFZ auch zugelassen aufgrund des Zusatzzeichens "Anlieger frei". Anlieger im Sinne der StVO sind dabei alle, die ein wie auch immer geartetes Anliegen haben, und sei es, dass sie einen Parkplatz suchen. Faktisch ändert sich in der Franz-Ziegler-Straße also fast gar nichts, der KFZ-Verkehr wird diese Straße wie fast alle Straßen dieser Stadt weiterhin dominieren - auch aufgrund der praktisch durchgehenden Parkspuren auf beiden Seiten. Es handelt sich also im Wesentlichen um Symbolpolitik.
Es ist gut und wichtig, dass mit dieser Fahrradstraße ein Symbol für eine radfreundlichere Stadt gesetzt werden soll, aber bei Symbolen darf es nicht bleiben. Wir warten schon viel zu lange auf wirklich wirksame Verbesserungen im Radverkehr - trotz unserer Petition, ermutigenden SVV-Beschlüssen und der guten Analyse von Problemstellen an Straßenbahnschienen durch die Stadtverwaltung.
Positiv zu bemerken ist aus unserer Sicht das Infoblatt zur Umwidmung, das an alle Anwohner:innen ging. Hier hätte man im Abschnitt "Dürfen Autos überholen?" bei der Erwähnung des Rechtsfahrgebots für Radfahrer jedoch noch klarstellen sollen, dass Radfahrer mindestens 1m seitlichen Abstand zu parkenden KFZ halten sollten. Zusammen mit dem erwähnten Seitenabstand von 1,50m beim Überholen wäre dann vielleicht klar geworden, dass es in dieser Straße meistens nicht genug Platz gibt, Radfahrer:innen mit dem Auto gefahrlos zu überholen. Die Fahrbahn ist nämlich, von Bordstein zu Bordstein gemessen, nur 5,50m breit (an der Gehwegsvorstreckung vor der Saldria sogar nur 4,10m); bei einem Radfahrer mit 60cm Breite bleiben für das Auto also nur noch 2,40m. (5,5 - 1 - 0,6 - 1,5 = 2,4). Mit Außenspiegeln ist ein typisches Mittelklasseauto 2 bis 2,10m breit, ein Kleinbus oder SUV gerne auch mal 2,20 oder 2,30 - da bleibt kein ausreichender Abstand zu den parkenden KFZ auf der anderen Seite.
Die im Infoblatt erwähnte angestrebte Einrichtung einer Fahrradzone in der Umgebung der Franz-Ziegler-Straße wird aber nur dann echte Verbesserungen für den Radverkehr bringen, wenn die umliegenden Straßen einen radtauglichen Belag bekommen (in Gutenberg-, Jahn- und Friesenstraße liegt das fürchterlichste Hoppelpflaster) und das KFZ-Parken im Straßenraum massiv eingeschränkt wird (am Wiesenweg stehen mehr als genug Parkflächen zur Verfügung).