Brandenburg

Hintergrundinformationen und Material

Glossar

Viele Begriffe, die Diskriminierung – also Benachteiligung und Herabwürdigung – verschiedener Gruppen beschreiben, sind gar nicht so enfach zu verstehen. Gleichzeitig ist es aber auch wchtig, diese Wörter zu kennen, um Vorgänge genau zu beschreiben. Deshalb haben wir hier ein kleines Glossar angelegt. Dir fehlt noch ein Wort? Melde dich bei uns und wir ergänzen es!

Sexismus: Sexismus bedeutet, dass (angebliche) Unterschiede zwischen Frauen und Männern betont werden und von ihnen erwartet wird, bestimmte Eigenschaften zu haben und Aufgaben zu erfüllen – das sind Geschlechterrollen. Dabei geht es auch um Hierarchie und Macht. Was als „typisch männlich“ gilt, wird als gut und normal wahrgenommen, während „typisch Weibliches“ abgewertet wird. In dem System des Patriarchats haben Männer eine privilegierte Stellung, sie haben mehr soziale, wirtschaftliche und politische Macht. Die Welt wird aus ihrer Sicht „gebaut“. Wie alle Unterdrückungsformen äußert sich Sexismus auf viele verschiedene Weisen. Eine davon ist, dass Frauen häufig auf ihren Körper reduziert und sexualisiert werden, ohne dass sie auf diese Art gesehen werden möchten. Deshalb erleben sie zum Beispiel auf der Straße sexualisierte Gewalt und Catcalling (Hinterherpfeifen, unerwünschte „Komplimente“, Erzählen von sexuellen Fantasien, …).

Zu Sexismus gehört auch die Idee, dass es nur zwei Geschlechter gibt (s. LGBTQIA-Feindlichkeit).

Rassismus: Ursprünglich basierte Rassismus auf der Idee, dass Menschen nach biologischen Merkmalen wie zum Beispiel ihrer Hautfarbe in klar getrennte  „Rassen“ eingeteilt werden können. Heute passiert diese Einteilung vor allem auf der Grundlage von kulturellen Unterschieden. Wichtig ist, dass aber nach wie vor bestimmte Gruppen als minderwertig angesehen und ihnen negative Eigenschaften zugeschrieben werden. So bedeutet Rassismus, dass weiße Menschen gegenüber People of Colour (PoC) privilegiert sind. Es gibt ein System der weißen Vorherrschaft, d.h. ungleiche Machtverhältnisse zugunsten von weißen Menschen, die im Laufe der Zeit entstanden sind und verfestigt wurden. Das führt zur Diskriminierung und Ausbeutung von PoC.  Viele PoC erleben täglich Rassismus, z.B. wenn sie auf der Straße rassistisch beleidigt werden oder gefragt werden „Und woher kommen Sie nun wirklich?“.

Antisemitismus: Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüd:innen, denen zum Beispiel negative Charakterzüge zugeschrieben werden. Außerdem wird Jüd:innen häufig eine Verschwörung unterstellt: Sie würden vieles im Hintergrund kontrollieren und der Menschheit schaden wollen. Diese Wahrnehmungen und Einstellungen können sich als Hass gegenüber Jüd:innen ausdrücken, beispielsweise durch Worte oder körperliche Gewalt, aber auch durch Angriffe auf jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen.

LGBTQIA-Feindlichkeit: Die Abkürzung steht für die englischen Wörter lesbian, gay, bisexual, trans, queer, intersex und asexual und fasst damit bestimmte Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten zusammen, die von der Norm abweichen. Die Norm ist zum einen Heterosexualität, d.h. die Anziehung zum „anderen“ Geschlecht“. Als normal gilt nämlich auch, dass es nur zwei Geschlechter, männlich und weiblich, gibt und bei der Geburt anhand biologischer Merkmale schon festgestellt werden kann, welchem Geschlecht ein Mensch angehört. LGBTQIA steht also für Menschen, die sich von Menschen des eigenen Geschlechts, mehreren oder  allen Geschlechtern oder von keinem Geschlecht angezogen fühlen. Die Abkürzung steht auch für Menschen, die sich einem anderen als bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht, mehreren Geschlechtern oder keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Sie erfahren Diskriminierung, zum Beispiel in Form von Beleidigungen oder körperlicher Gewalt.

Ableismus: Abgeleitet vom englischen Wort ableism, beschreibt der Begriff, wie Menschen mit Behinderung als unnormal und nicht gleichwertig gesehen und behandelt werden. Weil zum Beispiel das Laufen, Sehen oder Hören als normal gelten, werden Menschen, die diese Dinge nicht können, als grundsätzlich nicht „fähig“ (able) wahrgenommen und auf ihre Behinderung reduziert. Das äußert sich beispielweise in diskriminierenden, verletzenden Kommentaren. Darüber hinaus werden Menschen mit Behinderung im Alltag benachteiligt, weil zum Beispiel Haltestellen nicht erreichbar sind. Diese Zustände heißen Barrieren und müssen abgebaut werden.

Diskriminierung aufgrund des sozioökonomische/sozialen Hintegrunds (Klassismus): Mobilität ist ein Grundbedürfnis und sie ist erforderlich, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können – z.B. um zu arbeiten, einzukaufen, Freund:innen zu treffen, zum Sport zu gehen, in die Natur zu fahren und so weiter. Doch Mobilität ist auch teuer. 53% der einkommensärmsten Haushalte haben kein eigenes Auto, aber an vielen Orten ist ein eigenes Auto immer noch erforderlich, um flexibel und verlässlich unterwegs sein zu können. Wenn es denn immerhin eine ÖPNV-Anbindung gibt, ist auch die nicht unbedingt eine finanzielle Entlastung. Ticketpreise steigen immer weiter und der Preis des brandenburgischen Sozialtickets liegt in vielen Kreisen über dem vorgesehenen Betrag im Regelsatz des Arbeitslosengeldes II.

Das heißt, viele Menschen werden in ihrer Mobilität eingeschränkt – oder das Geld fehlt dann an anderer Stelle.

Mehrfach-Diskriminierung und Intersektionalität: Viele Menschen sind nicht nur von einer Unterdrückungsform betroffen, sondern von mehreren. Deshalb macht zum Beispiel eine Schwarze Frau andere Diskriminierungserfahrungen als ein Schwarzer Mann, aber auch als eine weiße Frau. Dieses Aufeinandertreffen von Diskriminierungsformen wird als Intersektionalität bezeichnet. Außerdem zeigt der Begriff, dass die verschiedenen Formen zusammenhängen. Damit also tatsächlich kein Mensch mehr Diskriminierung erleben muss, muss im Kampf dagegen bedacht werden, dass Mehrfach-Diskriminierung existiert und alle Formen abgebaut werden müssen.